Über die ästhetische Idee als das in einer anderen Kategorie erscheinende Gute und über deren gemeinsamen Ursprung im Logos, der durch den Menschen der Gegenwart in seinem höchsten Gewissen (als Teil des Logos) intuitiv aufzufinden ist 


Der Gehalt eines komponierten Kunstwerkes wird offenbar an der Beziehung seiner Elemente.

Ziel im Schaffen eines „relationalen“ Kompositionswerkes der Kunst ist es, in Formen, Farben oder Tönen aus den unversöhnten, anscheinend unvereinbaren Kräften der Welt eine „Gerechtigkeit“, das heißt, ein Gerichtetsein auf das aus der „Vernunftseele“ (Plato) geschöpfte, ausgleichende Gute zu schaffen.

Dabei werden die verschiedensten Kräfte in ihren Besonderheiten künstlerisch in die Komposition eines individuelle Spannungen tragenden Gleichgewichtes geführt. In der künstlerischen Komposition treten Widersprüche geläutert in einer Form auf, die gegensätzliche Kräfte als Synthese in einer Spannungskonstellation hält. Hier finden diese in einer Ordnung aus innerer Notwendigkeit ihre Aufhebung.

In diesem Ausgleich spiegelt sich im Ästhetischen dasselbe Verhältnis von Spannungen, das in den Kräften lebt, die Weltsinn entfaltend, tätig schaffend das Universum aufbauen (Logos). Dieses Kräfteverhältnis ist dasselbe, das in einer anderen Kategorie, im Moralischen, als Gerechtigkeit (Dikaiosyne) erscheint.

Diese Gerechtigkeit findet der Mensch der Gegenwart intuitiv in seinem  Innersten, dem Gewissen. Wo er in seinem ureigensten Kern nicht von subjektiv-persönlicher, sich ändernder, bloßer Meinung abhängt, sondern Individuum (Unteilbares), unteilbares Ich ist, ist er tatsächlicher Bestandteil des ewigen Ich-bin (Logos). Das ist der Ort, an dem das Ich Ur-Anteil am höchsten Moralischen, dem Gewissen im tiefsten Sinn, hat, an welchem als letzter Instanz der auf sich gestellte  Mensch nach dem gerechten Richtigen sucht.

Dieses verwandelt er ins Ästhetische, indem er durch die Originalität seines individuellen Wesens mit „Gewissen-begabter Phantasie“ Ideen schöpft und sie ins Künstlerische führt.  

Eine hochorganisierte Komposition, wie sie beispielsweise im Geigenspiel Yehudi Menhuins verwirklicht wurde, erschien Einstein verwandelt als moralisches Ereignis auf künstlerischem Gebiet. Deshalb lieferte sie ihm Gotteserkenntnis: „Jetzt weiß ich, dass es einen Gott im Himmel gibt“ (Einstein).

Über dem Sinnlichen ist der unvorstellbare Gott. Vermittler und Grundlage der Erkenntnis seiner Existenz ist der Sohn, der Logos, der als Welt-Sinn und Seins-Vernunft die Welt rhythmisiert.

Die Sprache Gottes, das Wort Gottes, der Logos als Takt und Rhythmus der Weltschöpfung wird zum Seelenereignis (Klangerlebnis) in der Kunst. Er offenbart sich in diesem Fall in der inneren Notwendigkeit der musikalischen Form. Das Schöpfungswort muss nachgebildet werden in der eigenen Seele.

Was sich im Wort ausspricht, ist der Sinn. Das zu Grunde liegende Vernunftgewebe. Das Moralische. Das Gute wird zum Schönen in der Kunst aus dem Grund, weil sich in diesem Gewebe universeller Seins-Vernunft eine innere Notwendigkeit entfaltet und bedingend wirkt, welche dieselbe ist, die im Ästhetischen bildet.

Diese Sinnhaftigkeit und schaffende Vernunft (Logos) hat Yehudi Menhuin im Geigenspiel durch das Kunstwerk zur Anschauung gebracht.